Wir haben im November 2017 einen Gast: Jorge Vilarrubia Acosta aus
der Reformierten Kirchgemeinde San Nicolás in Kuba. Der 28jährige
Elektroningenieur und Kirchgemeinderat ist Teil der Jugend-Partnerschaft
Together. Gefragt, warum er sich für dieses Projekt engagiert, schreibt er:
Am Anfang stand eine
Idee: gemeinsam die Lebenssituation jener Menschen verbessern, die in San
Nicolas unter prekären Umständen und unter dem Existenzminimum leben. Heute,
fast 9 Jahre später, sage ich mit Überzeugung: Es ist viel mehr aus dieser Idee
geworden, als ich mir am Anfang je hätte vorstellen können.
“Obrando para el
Prójimo” – Arbeiten für den Nächsten - oder Together, wie es bei Euch heisst,
hat uns verändert: Innerhalb der Realitäten, die wir nicht ändern können, sehen
wir nun die Möglichkeiten, die wir sehr wohl haben.
Während die
Jugendlichen in Solothurn Kuchenstände und Benefizkonzerte organisieren, wird
in Kuba ebenfalls gearbeitet: Wir putzen, reparieren, jäten, tragen warme
Mahlzeiten aus. Und wir beobachten, wie dadurch immer mehr Jugendliche sensibel
werden für die wahre Armut in unserer Mitte. Wir alle leben in Kuba unter
materiellen Einschränkungen. Nun sehen wir: im Vergleich zu den Ärmsten sind
die meisten von uns immer noch reich. Wir realisieren, dass wir etwas tun
können und nicht so ohnmächtig sind, wie wir meinten. Wir beginnen zu glauben,
dass wir selbst Lösungen finden können, und dieser Glaube ist Teil unserer Spiritualität
geworden.
Diese Veränderung in
uns selbst wurde ausgelöst durch den Zusammenhalt von jungen Menschen, die in so
verschiedenen Kirchen und Kulturen zu Hause sind. Jede Gruppe – wir und
Together - arbeitet in ihrem Land für sich, getrennt, und erst zweimal konnten
wir gemeinsam in Kuba soziale Arbeit verwirklichen.
Aber diese zwei
Begegnungen waren so kraftvoll, so nachhaltig – und das, was diejenigen, die
dabei waren, davon erzählen, ist so lebendig – dass sich neue Jugendliche auf
beiden Seiten anschliessen. Die persönlichen Begegnungen und das Wissen um die
anderen weit über dem Meer, die mit derselben Vision im Leben unterwegs sind,
gibt uns die Kraft, dran zu blieben und weiter zu machen.
Jorge vorne in blauen Arbeitskleidern |
Es waren bereits mehrmals
Reisegruppen aus der Schweiz in San Nicolas, um unser Sozialprojekt zu
besichtigen. Ihr Interesse wird wach, wenn ich erkläre, dass dies alles nur
möglich ist, weil ein Band der Solidarität besteht mit Jugendlichen in
Solothurn. Inzwischen versuchen auch andere Kirchgemeinden in Kuba ähnliches
aufzubauen. So entstehen weitere Partnerschaften.
Das wichtigste aber ist,
zu erleben, wie Menschen ihre Sicht von Kirche ändern: Kirche nicht als
Bewahrerin von Tradition, wo man nur am Sonntagmorgen hingeht. Dass Kirche weit
mehr ist, als in einer Kirchenbank zu sitzen. Erkennen, dass es nicht die
Aufgabe der Kirche ist, sich Sorgen zu machen, sondern aktiv nach Lösungen zu
suchen! Das lässt hoffen …
Auf ein persönliches Kennenlernen
Jorge Vilarrubia Acosta
(dt. Übersetzung Alexandra Flury-Schölch)
Artikel im reformiert. 2017/11
Text in Originallänge auf www.reformiert-solothurn.ch/together
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