Die intentive Diskussion führte zu Theaterszenen, die wie zwei Mal - je ein bisschen anders - am 1. und 3. Advent in Lommiswil und in Bellach im Gottesdienst zur Aufführung brachten. Hier ein paar Einblicke in die Vorbereitung.
Und wer Lust hat, den Einhalt zu kennen, findet unten die kürzere Variante der beiden Theaterszenen.
Thema: Warten und Erwarten, oder: "Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich, still und leise. Und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise."
Die Inhalte und die Aufführungen wurden realisiert von: Amanda, Lea, Jessica, Aline, Mathias, Sabine, Nina, Beatrice, Jorge
Die Inhalte und die Aufführungen wurden realisiert von: Amanda, Lea, Jessica, Aline, Mathias, Sabine, Nina, Beatrice, Jorge
Szene am Kuchenstand
Lea
So jetzt isch aues ufbaut für üsen Advents-Märitstand. Jetzt müesse mr numme uf d’Lüt warte.
So jetzt isch aues ufbaut für üsen Advents-Märitstand. Jetzt müesse mr numme uf d’Lüt warte.
Amanda
Ja, genau, warte ... und erwarte
... Ig erwarte hüt am Morge ganz vieli
interessierti Lüt!
Lea
Isch das en Aspielig uf das Gspröch
am Kuechestand letzscht Wuche, wo öpper üs gfraget het, warum mir im Togetherprojekt mitmachet?
Was mir üs dervo erwartet? – Was mir
üs erhoffet?
Amanda
Ja, genau. Der wo gsait het: Die
Antwort „öppis byträge zu re bessere Welt ... überzügi ihn ned. Er würd gern meh vo üs ghöre aus
„öppis Guets tue“ ... oder Schlagwörter wie „Solidarität“, „interkultureller
Ustusch“ ... Er erwarti en ehrlichi Antwort ...
Mir isch das Gspröch no lang nache. Ig glaub, vieli, wo ghöre, dass mir
e Partnerschaft mit Kuba hei, denket, mir erhoffet üs eifach zwei cooli Wuche
Ferie i de Karibik. Derby isch das Dorf in Kuba, wo mir herre göh, ziemle wyt
weg vom Palmestrand.
Mir sy ja in San Nicolás quasi i de
Pampa.
Lea
Allerdings. Wer Palme u Strand
erwartet, wird uf jede Fall i sine Erwartige enttüscht....
Öpper angers het zwar gsait, dass glaubi
er scho, dass mir öppis sozials mache und es guet meine ... aber er zwiefle, ob
sich üseri Hoffnige und Erwartige erfülle. Vor allem zwiefle er, ob sich die
Hoffnige und Erwartige vo de Jugendliche in Kuba erfüllet.
Amanda
Über das han ig au lang nachedenkt:
Warum ig das mache und was ig mir vo dem erwarte, dass ig mir am früche Morge im
Winter hier am Kuechstand Finger u Füess abfrüre. ... Wie isch das eigetnlich
für Dich, Lea. Du gosch ja im Februar au zum 1. Mal mit uf Kuba: Was erwartesch
Du Dir vo dere Reis? Warum machsch Du mit?
Lea
Ig bi Together derby, wyl vor drü
Jahr – wo ig selber no im Konfunterricht bi gsy – de Jorge us San Nicolas in
Kuba bi üs in Solothurn im Konf uf Bsuech isch gsy.
Das het mich beeidruckt: Was er vo
sich und vo sim Land verzellt het. Klar, das möcht ig selber gseh und erlebe. Aber das, wo mich am meischte
berührt het, isch:
Wie unkompliziert das isch gsy sich
mit Sich-verständige. Das han ig so ned erwartet!
Mir hei zämme i de Chinderchille
gholfe, d’Nina, ig und de Jorge. Ig ha denn no nig guet Spanisch chönne, und
d’Nina gar ned. Und de Jorge chei Englisch.
Mir hei so Blueme us Papier mit de
Chind baschtlet. Und das het funktioniert – mit Händ und Füess und viel Humor. Das het mir zeigt, dass es ned so
schwer isch, mit Mönsche us angre Kulturen lehre zämmelebe u zämmeschaffe. Wemmer
das würklich wott, denn gohts! Drum han ig mich entschiede, das no
besser z’lehre. Ig finge das wichtig. Es gyt ja
fängs so viel Kulture u Sprache hier i de Schwyz ...
Amanda
Ja. Das erwarte ... oder besser .. erhoffe
ig mir au vo de Reis nach Kuba: Dass ig lerne, mich innez’versetze i Mönsche,
wo als Frömdi zu üs id Schwyz chömme.
Ig möchte luege, öb ig mich selber
chönnt apasse u integriere. Apasse/integriere, was mir ja immer forderet vo de
Usländer bi üs ... das möchte gern erlebe - am eigete Lyb quasi - wie das isch,
wie sich das afühlt ... Wenn mir im Februar uf Kuba göh,
denn sy mir die, wo aues neu und
frömd isch ... Vor dem han ig au Respekt. Mir göh
in Kuba ja ned in es Hotel, sondern ufs Dorf. Göh zu de Lüt hei, i ihri Hüser
... Derthie, wie sie in Kuba würklech lebe, ned für e Tourismus ussepützlet.
Lea
Ig erhoffe mir au, dass es trotz de
Ungerschiede möglich isch, dass mir zwei Gruppe – die kubanische Gruppe und mir
- zu einere Gruppe zämmewachse.
Amanda
Aber zwei Wuche sy kurz??!! Ob die Erwartig ned sicher enttüscht wird?
Lea
Ig hoffe es trotzdem. Und ig hoffe,
dass es nach zwei Wuche ned eifach verby isch. Ich hoffe, dass üseri Gruppe au
nach em Februar 2018 wyter bestaht, und dass die Fründschafte wo mir gschlosse
hei bliebet.
Amanda
Da chunnt d'Aline. Begrüssung
Wie
goht’s? Häsch die Kritik vo letschter Wuche verdaut?
Aline
Kritik?? Aha! Du meinsch die Person
bim Kuechstand letzscht Wuche, wo gsait het, sie wür gerne meh ghöre als schöni
Wort wie „öppis Guet due, Solidarität und so“. Ig ha das eigentlich no guet
gfunde. Mir hei ja scho ganz angeri Kritik übercho für üsers Engagement ... Aber
die Person letscht Wuche het sich glaub würklich interessiert, warum mir das
machet u was mir für Erwartige und Hoffnige hei. Ig ha da scho nomal ernsthaft
drüber nachedenkt.
Amanda
Und? Ergebnis?
Aline
Ig möcht glaub eifach gern verstah,
wie sich e schwierigi politischi u wirtschaftlichi Situation uf s’Lebe uswürkt. Wie göh sie in Kuba um mit em ständige
Mangel a Material? Oder mit de fehlende Perspektive? - grad für Jugendliche, wo
zu Tuusige emigriere. Was erwarte sie vom Lebe? Was bedütet für sie Glück? Was gyt ihne Kraft und Motivation?
Ig ha bim Nachdenke gmerkt, dass
das haut scho mini Hoffnig isch, dass ig cha helfe und öpis cha gäh: Sich gmeinsam für öppis Guets
engagiere, irgendwie es Zeiche setze us Dankbarkeit– es Zeiche für Solidarität ...
Irgendwie steckt da scho de Wunsch
derhinger, dass i cha zeige, dass ig meh bin als numme rich und verwöhnt.
Verstöht Ihr, wie ig meine? Dass ig guet bhüetet ufgwachse bin,
heisst ja ned, dass ig arrogant und oberflächlich bin. Das Vorurteil tuet weh.
Gnueg Geld macht es Lebe sorgloser.
Aber dass es ned Geld isch, wo glücklich u zfriede macht, das weiss ig au. Ig bin uf de Suechi nach dem, was
würklich rich und glücklich macht im Lebe. Und irgendwie erhoffe ich mir, dass
ig da in Kuba öppis cha lerne. Am meischte erwarte u hoffe ig,
dass das für beidi Syte so wird sy: es gegsytigs Gäh und Näh. Für mich isch
ebbe das Bsundere a üsem Projekt, dass mir ned „für“ angeri, sondern zämme mit Kubanerinne öppis Soziales
machet.
Lea
Du bisch ja scho mal gsy. Hei sich
dini Erwartige erfüllt?
Aline
Ich ha eigentlich vorher gar ned so
grossi Erwartige cha. Ig bin ehnder positiv überrascht gsy
vo vielem in Kuba. Zum Biespiel über ihri grossi
Kreativität!
Mir hei ja zämme zwei Hüsli
renoviert. Aber eigentlich bruche sie üs ned würklich. Das chöi sie selber –
wenn sie das Material derzue hei. Mich het eifach das Spontane, das Improvisierte
fasziniert. Mir wo immer genau alles planed
und organsiered, denket mir chämtit wyter. Aber wenn de Plan mal ned ufgaht, sie
sie üs klar überlege.
Die Energie, wo sie trotz allne
Schwierigkeite hei! Und die Energie, wo mir zämme hei
ufbaut: D’Stärkene vo beidne Kulture zämmegnoh.
Lea
Aber ... isch denn die Energie ned
wieder verpufft nach denen zwei Wuche?
Aline
Entscheiden isch die Energie, wo
jede selber mit hei ninnt. Ig bin überzügt, dass niemed nach
dem Projekt no genau glichlig denkt und empfindet. Es wird durch das Zwei-Wuche-Erlebnis
öppis agstosse, wo erscht mit de Zyt sini Dynamik entfaltet.
Ig zum Biepsiel gseh jetzt vieles
angersch, was das Thema Immigrante und Flüchtling betrifft. Und so gyt jede irgendwo en Impuls,
wo n’er empfange het, irgendwie wyter. Es isch, wie wemmer en Kieselstrein in en Teich innewirft. Das gyt Welle.
Die Erfahrige, wo mr i denen zwei
Wuche gmeinsam hei macht, die löset öppis us. Dervo bin ig überzügt. Was genau,
wüsset mir hüfig erscht hinterher. Drum
denke ich, isch es vielliecht besser, mr macht sich im Vornherein gar ned allzu
grossi Vorstellige und Erwartige – und loht sich auf das y was chunnt.
S’Zruckcho isch ünrigens viel
schwierigier gsy aus es Goh.
Vielliecht wyl mr insgeheim meh
Erwartige het gegenüber dem, wo mr kennt – oder meint z’kenne. Oder wyl diheime im vermeintlich
Vertraute plötzlich vieles angersch isch. Aber numme wyl mr sich selber veränderet
het. Was mich veränderet het, das han ig
aber - wie gsait -erscht diheime realisiert, im Alltag.
Amanda
Und was isch das zum Biespiel gsy?
Aline
Die Einfachheit, die Zufriedenheit
u Fröhlichkeit, mit dere d’Cubanos durch’s Läbe göh, hei mich beeidruckt. Immer
no – au 2 Jahr spöter - wird mir i vielne Situatione im Alltag bewusst, wie
guet üs die Eigenschafte würdet tue. Das Bewusstsy isch mir bliebe. Es isch schön mitz’verfolge wie
sich die Partnerschaft wyterentwicklet - ebbe die Kreis im Wasser, wo de chly Stei uslöst. Üseri gmeinsame Aktione in Kuba hei
ja Astoss gäh für eigenständigi Aktione in Kuba, ohni üs. Zum Biespiel jetzt
nach em Hurrikan Irma hei sie ja eifach zämmegleit, was sie selber im Huus hei
gha: Seife, Kleider, Esse ... und sy mit Autostopp nach Zentralcuba. Au i ihne
het sich öppis veränderet: zum Biespiel meh Bewusstsy für das, was i ihrne Händ
liegt u möglich isch, au wenn im System nüt vorwärts goht. I ha vorher gsait: es sigi
vielliecht besser, keini Erwartige z’ha ... Aber Hffnige hei mir ja. Und
gmeinsam Hoffnig ha isch irgendwie angersch als Erwartige ha. Offener, wyter.
Es isch ermuetigend zgseh, wie Hoffnig i üserer Welt Kreise zeiht und grösse
wird.
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