Montag, 22. Januar 2018

Wirbelsturm Irma

Während wir Nachrichten lesen und hören, fragen wir uns, wie es wohl in San Nicolas aussieht. Da kommen zwei sms herein ... drei: draussen stürmt Irma, drinnen wird gebastelt für das Erntedankfest in Solothurn. 

   
NZZ am Morgen, 10. Septeber 2017

von Peter Gaupp, San José de Costa Rica, 20:10 Uhr

  
"Hurrikane sind launisch: Hatte die Prognose am Donnerstag noch gelautet, «Irmas» Auge werde an der langen Nordküste Kubas vorbeiziehen und damit die Insel knapp verschonen, wurde das Land in den beiden folgenden Tagen in den Provinzen Camagüey, Ciego de Ávila, Villa Clara und Sancti Spíritus doch vom Sturm direkt getroffen. Die Schäden im grössten Inselstaat der Region sind enorm. Laut dem offiziellen Wetterdienst wurde das Küstengebiet zwischen Matanzas und Havanna von anhaltenden Winden bis 195 km/h und Sturmfluten bis 9 Metern Höhe heimgesucht. Überschwemmungen gab es, auch wegen der starken Regenfälle, im ganzen Staatsgebiet, und grosse Teile des Zentrums und des Ostens der Insel sind demnach ohne Stromversorgung.
Massive Evakuierung

Todesopfer hat es auf Kuba freilich nicht gegeben. Dies ist der gut eingespielten Katastrophenvorsorge des Regimes zu verdanken. Fast 1,5 Millionen Menschen, unten ihnen mehr als 50 000 ausländische Touristen, waren aus den am meisten gefährdeten Küstengebieten in Notunterkünfte evakuiert worden – wobei die Betroffenen hier nicht die Wahl hatten, ob sie den Anweisungen der Behörden folgen wollten oder nicht.

Enorm sind auf Kuba indessen die unmittelbaren und längerfristigen Schäden, vor allem für den blühenden Tourismus und die in Dauerkrise befindliche Landwirtschaft. Die der Nordküste vorgelagerten idyllischen Inselketten (cayos) wurden vom Sturm verwüstet, Hotels zerstört, Zufahrtsstrassen beschädigt, die Landschaft und Sandstrände verstümmelt. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde der grössere Fischerort Caibarién etwa 330 Kilometer östlich von Havanna, der als «villa blanca» bei den Besuchern beliebt ist. Schäden gab es auch im traditionellen Badegebiet von Varadero. Laut offiziellen Angaben hat «Irma» die Landwirtschaft im ganzen Land geschädigt. Sie vermag, durch das Zwangskorsett der castristischen Ideologie behindert, ohnehin die Bevölkerung des überaus fruchtbaren Landes nicht zu ernähren. Erholung und Wiederaufbau nach Naturkatastrophen sind durch Bürokratie und Mangelwirtschaft behindert; dies zeigte sich nach den letzten Hurrikanen – «Sandy» 2012 und «Matthew» 2016: Bisher sind von den 8300 durch «Matthew» beschädigten Wohnstätten erst knapp 200 ganz wiederhergestellt worden."






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