Dienstag, 23. Januar 2018

Ins Wasser fällt ein Stein



Die intentive Diskussion führte zu Theaterszenen, die wie zwei Mal - je ein bisschen anders - am 1. und 3. Advent in Lommiswil und in Bellach im Gottesdienst zur Aufführung brachten. Hier ein paar Einblicke in die Vorbereitung. 
Und wer Lust hat, den Einhalt zu kennen, findet unten die kürzere Variante der beiden Theaterszenen. 
Thema: Warten und Erwarten, oder: "Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich, still und leise. Und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise."

Die Inhalte und die Aufführungen wurden realisiert von: Amanda, Lea, Jessica, Aline, Mathias, Sabine, Nina, Beatrice, Jorge



















Szene am Kuchenstand

Lea 
So jetzt isch aues ufbaut für üsen Advents-Märitstand. Jetzt müesse mr numme uf d’Lüt warte.
Amanda

Ja, genau, warte ... und erwarte ... Ig erwarte hüt am Morge ganz vieli interessierti Lüt!
Lea

Isch das en Aspielig uf das Gspröch am Kuechestand letzscht Wuche, wo öpper üs gfraget het, warum mir im Togetherprojekt mitmachet? 
Was mir üs dervo erwartet? – Was mir üs erhoffet?
Amanda

Ja, genau. Der wo gsait het: Die Antwort „öppis byträge zu re bessere Welt ... überzügi ihn ned. Er würd gern meh vo üs ghöre aus „öppis Guets tue“ ... oder Schlagwörter wie „Solidarität“, „interkultureller Ustusch“ ... Er erwarti en ehrlichi Antwort ...

Mir isch das Gspröch no lang nache. Ig glaub, vieli, wo ghöre, dass mir e Partnerschaft mit Kuba hei, denket, mir erhoffet üs eifach zwei cooli Wuche Ferie i de Karibik. Derby isch das Dorf in Kuba, wo mir herre göh, ziemle wyt weg vom Palmestrand.
Mir sy ja in San Nicolás quasi i de Pampa.

Lea

Allerdings. Wer Palme u Strand erwartet, wird uf jede Fall i sine Erwartige enttüscht....

Öpper angers het zwar gsait, dass glaubi er scho, dass mir öppis sozials mache und es guet meine ... aber er zwiefle, ob sich üseri Hoffnige und Erwartige erfülle. Vor allem zwiefle er, ob sich die Hoffnige und Erwartige vo de Jugendliche in Kuba erfüllet.
Amanda

Über das han ig au lang nachedenkt: Warum ig das mache und was ig mir vo dem erwarte, dass ig mir am früche Morge im Winter hier am Kuechstand Finger u Füess abfrüre. ... Wie isch das eigetnlich für Dich, Lea. Du gosch ja im Februar au zum 1. Mal mit uf Kuba: Was erwartesch Du Dir vo dere Reis? Warum machsch Du mit?

Lea

Ig bi Together derby, wyl vor drü Jahr – wo ig selber no im Konfunterricht bi gsy – de Jorge us San Nicolas in Kuba bi üs in Solothurn im Konf uf Bsuech isch gsy.

Das het mich beeidruckt: Was er vo sich und vo sim Land verzellt het. Klar, das möcht ig selber gseh und erlebe. Aber das, wo mich am meischte berührt het, isch:
Wie unkompliziert das isch gsy sich mit Sich-verständige. Das han ig so ned erwartet!
Mir hei zämme i de Chinderchille gholfe, d’Nina, ig und de Jorge. Ig ha denn no nig guet Spanisch chönne, und d’Nina gar ned. Und de Jorge chei Englisch.

Mir hei so Blueme us Papier mit de Chind baschtlet. Und das het funktioniert – mit Händ und Füess und viel Humor. Das het mir zeigt, dass es ned so schwer isch, mit Mönsche us angre Kulturen lehre zämmelebe u zämmeschaffe. Wemmer das würklich wott, denn gohts! Drum han ig mich entschiede, das no besser z’lehre. Ig finge das wichtig. Es gyt ja fängs so viel Kulture u Sprache hier i de Schwyz ...
Amanda

Ja. Das erwarte ... oder besser .. erhoffe ig mir au vo de Reis nach Kuba: Dass ig lerne, mich innez’versetze i Mönsche, wo als Frömdi zu üs id Schwyz chömme.

Ig möchte luege, öb ig mich selber chönnt apasse u integriere. Apasse/integriere, was mir ja immer forderet vo de Usländer bi üs ... das möchte gern erlebe - am eigete Lyb quasi - wie das isch, wie sich das afühlt ... Wenn mir im Februar uf Kuba göh, denn sy mir die, wo aues neu und frömd isch ... Vor dem han ig au Respekt. Mir göh in Kuba ja ned in es Hotel, sondern ufs Dorf. Göh zu de Lüt hei, i ihri Hüser ... Derthie, wie sie in Kuba würklech lebe, ned für e Tourismus ussepützlet.
Lea

Ig erhoffe mir au, dass es trotz de Ungerschiede möglich isch, dass mir zwei Gruppe – die kubanische Gruppe und mir - zu einere Gruppe zämmewachse.

Amanda

Aber zwei Wuche sy kurz??!! Ob die Erwartig ned sicher enttüscht wird?

Lea

Ig hoffe es trotzdem. Und ig hoffe, dass es nach zwei Wuche ned eifach verby isch. Ich hoffe, dass üseri Gruppe au nach em Februar 2018 wyter bestaht, und dass die Fründschafte wo mir gschlosse hei bliebet.

Amanda

Da chunnt d'Aline. Begrüssung

Wie goht’s? Häsch die Kritik vo letschter Wuche verdaut? 
Aline
Kritik?? Aha! Du meinsch die Person bim Kuechstand letzscht Wuche, wo gsait het, sie wür gerne meh ghöre als schöni Wort wie „öppis Guet due, Solidarität und so“. Ig ha das eigentlich no guet gfunde. Mir hei ja scho ganz angeri Kritik übercho für üsers Engagement ... Aber die Person letscht Wuche het sich glaub würklich interessiert, warum mir das machet u was mir für Erwartige und Hoffnige hei. Ig ha da scho nomal ernsthaft drüber nachedenkt.

Amanda

Und? Ergebnis?

Aline

Ig möcht glaub eifach gern verstah, wie sich e schwierigi politischi u wirtschaftlichi Situation uf s’Lebe uswürkt. Wie göh sie in Kuba um mit em ständige Mangel a Material? Oder mit de fehlende Perspektive? - grad für Jugendliche, wo zu Tuusige emigriere. Was erwarte sie vom Lebe? Was bedütet für sie Glück? Was gyt ihne Kraft und Motivation?

Ig ha bim Nachdenke gmerkt, dass das haut scho mini Hoffnig isch, dass ig cha helfe und öpis cha gäh: Sich gmeinsam für öppis Guets engagiere, irgendwie es Zeiche setze us Dankbarkeit– es Zeiche für Solidarität ...
Irgendwie steckt da scho de Wunsch derhinger, dass i cha zeige, dass ig meh bin als numme rich und verwöhnt. Verstöht Ihr, wie ig meine? Dass ig guet bhüetet ufgwachse bin, heisst ja ned, dass ig arrogant und oberflächlich bin. Das Vorurteil tuet weh.
Gnueg Geld macht es Lebe sorgloser. Aber dass es ned Geld isch, wo glücklich u zfriede macht, das weiss ig au. Ig bin uf de Suechi nach dem, was würklich rich und glücklich macht im Lebe. Und irgendwie erhoffe ich mir, dass ig da in Kuba öppis cha lerne. Am meischte erwarte u hoffe ig, dass das für beidi Syte so wird sy: es gegsytigs Gäh und Näh. Für mich isch ebbe das Bsundere a üsem Projekt, dass mir ned „für“ angeri, sondern zämme mit Kubanerinne öppis Soziales machet.

Lea

Du bisch ja scho mal gsy. Hei sich dini Erwartige erfüllt?

Aline

Ich ha eigentlich vorher gar ned so grossi Erwartige cha. Ig bin ehnder positiv überrascht gsy vo vielem in Kuba. Zum Biespiel über ihri grossi Kreativität!

Mir hei ja zämme zwei Hüsli renoviert. Aber eigentlich bruche sie üs ned würklich. Das chöi sie selber – wenn sie das Material derzue hei. Mich het eifach das Spontane, das Improvisierte fasziniert. Mir wo immer genau alles planed und organsiered, denket mir chämtit wyter. Aber wenn de Plan mal ned ufgaht, sie sie üs klar überlege.

Die Energie, wo sie trotz allne Schwierigkeite hei! Und die Energie, wo mir zämme hei ufbaut: D’Stärkene vo beidne Kulture zämmegnoh.
Lea

Aber ... isch denn die Energie ned wieder verpufft nach denen zwei Wuche?

Aline

Entscheiden isch die Energie, wo jede selber mit hei ninnt. Ig bin überzügt, dass niemed nach dem Projekt no genau glichlig denkt und empfindet. Es wird durch das Zwei-Wuche-Erlebnis öppis agstosse, wo erscht mit de Zyt sini Dynamik entfaltet.

Ig zum Biepsiel gseh jetzt vieles angersch, was das Thema Immigrante und Flüchtling betrifft. Und so gyt jede irgendwo en Impuls, wo n’er empfange het, irgendwie wyter. Es isch, wie wemmer en Kieselstrein in en Teich innewirft. Das gyt Welle.
Die Erfahrige, wo mr i denen zwei Wuche gmeinsam hei macht, die löset öppis us. Dervo bin ig überzügt. Was genau, wüsset mir hüfig erscht hinterher. Drum denke ich, isch es vielliecht besser, mr macht sich im Vornherein gar ned allzu grossi Vorstellige und Erwartige – und loht sich auf das y was chunnt.
S’Zruckcho isch ünrigens viel schwierigier gsy aus es Goh.

Vielliecht wyl mr insgeheim meh Erwartige het gegenüber dem, wo mr kennt – oder meint z’kenne. Oder wyl diheime im vermeintlich Vertraute plötzlich vieles angersch isch. Aber numme wyl mr sich selber veränderet het. Was mich veränderet het, das han ig aber - wie gsait -erscht diheime realisiert, im Alltag.
Amanda

Und was isch das zum Biespiel gsy?

Aline

Die Einfachheit, die Zufriedenheit u Fröhlichkeit, mit dere d’Cubanos durch’s Läbe göh, hei mich beeidruckt. Immer no – au 2 Jahr spöter - wird mir i vielne Situatione im Alltag bewusst, wie guet üs die Eigenschafte würdet tue. Das Bewusstsy isch mir bliebe. Es isch schön mitz’verfolge wie sich die Partnerschaft wyterentwicklet - ebbe die Kreis im Wasser, wo de chly Stei uslöst. Üseri gmeinsame Aktione in Kuba hei ja Astoss gäh für eigenständigi Aktione in Kuba, ohni üs. Zum Biespiel jetzt nach em Hurrikan Irma hei sie ja eifach zämmegleit, was sie selber im Huus hei gha: Seife, Kleider, Esse ... und sy mit Autostopp nach Zentralcuba. Au i ihne het sich öppis veränderet: zum Biespiel meh Bewusstsy für das, was i ihrne Händ liegt u möglich isch, au wenn im System nüt vorwärts goht. I ha vorher gsait: es sigi vielliecht besser, keini Erwartige z’ha ... Aber Hffnige hei mir ja. Und gmeinsam Hoffnig ha isch irgendwie angersch als Erwartige ha. Offener, wyter. Es isch ermuetigend zgseh, wie Hoffnig i üserer Welt Kreise zeiht und grösse wird.


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