Montag, 22. Januar 2018

Der Schatz im Acker

Gottesdienst am 26. März 2017 in der Reformierte Kirche Bellach

Hannah und Aline


Das Gleichnis von der Perle

Das Himmelreich gleicht einem Schatz, der verborgen in einem Acker liegt. Ein Mensch findet diesen Schatz im Acker – und verbirgt ihn wieder sorgfältig, weil er sich so darüber freut. Und in seiner Freude setzt er alles für diesen Schatz ein. Alles, was er hat, verkauft er und kauft dafür den Acker, in dem der Schatz verborgen liegt.

Oder stellt Euch einen Kaufmann vor. Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der wertvolle Perlen suchte. Und eines Tages findet er eine Perle, die so kostbar ist, dass er alles für diese eine Perle einsetzt, verkauft alles, was er hat und kauft dafür diese eine. 

Das isch de Alex.
Was er da wohl grad gfunde het? De Schatz im Acker?

Er freut sich emel grad so wie de Ma im Glichnis, wo de verborgne Schatz im Acker findet.

Was er tatsächlich hier am Bode findt isch Uchrut!

Ig bi nämli derby gsy. Mir hei a dem Tag mit es paar wenige Hacke und blosse Häng imne völlig überwucherete Garte gjätet.

Das isch 2016 im Februar gsy. Es paar vo üsre Togethergruppe sy denn in San Nicolas in Kuba gsy bi üserer Partnergmeind.

Was mir dert gmeinsam mit de kubanische Jugendliche gmacht hei – eine isch ebe de Alex - isch das gsy: gmeinsami Arbeit uf em Acker. 
 
E ziemli astrengendi Sach. S’Uchrut isch üs bis zu de Chnü gstande u isch hartnäckig im Bode verwachse gsy. Und s isch recht warm gsy.



Und für das hei mir vorher ir Schwyz 2 Jahr lang gschuftet gha – Küeche backe, Benefizkonzert organisiert ... ? Für nächher i de pralle Sunne Unchrut ussezrupfe!?



So wie de Alex hier uf em Foti strahlet, aus hätti er im Lotto gwunne – oder ebe en riese Schatz gfunde – isch er offebar de Meinig, dass sich die Plackerei glohnt het.

Am beschte ghöre mir ihn selber säge, warum er sich so freut. Er het üs nämli zu dem Foti öppis gschribbe.
„Liebe Freunde und Freundinnen, ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, dass ich Euch Schweizer kennen gelernt habe. Ich bin Gott unendlich dankbar für die gemeinsame Zeit mit Euch. Ich mag noch gar nicht daran denken, dass die zwei Wochen mit Euch bald schon vorbei sind und ich mich von euch verabschieden muss. Ihr werdet in unseren Herzen eine grosse Lücke hinterlassen. Ihr seid zu Freunden und Freundinnen geworden. Diese Freundschaft bleibt zurück in unseren Herzen, auch wenn Ihr bald wieder nach Hause geht. Solche Freundschaften wie mit Euch finden sich nicht einfach so auf der Welt. Ihr seid bereit, hart zu arbeiten, zu verzichten und einen grossen Teil eurer Zeit zu opfern, um bei uns zu sein. Das macht wahre Freunde aus.

Ich kann all das Erlebte nicht in Worte fassen. Aber nur eines: Ich habt einen Platz in meinem Herzen. Danke noch einmal, dass ihr hier seid, dass ihr unser Leben mit Freude gefüllt habt. Eine herzliche Umarmung von Alex García Gutierrez“

Übrigens het ned numme de Alex i dem verwilderte Garte Freud u Fründschafte gfunde, mir au: Nach numme eim Vormittag zämme schaffe, sy mir am Mittag glücklich im früsch g’ackrete Garte gstande. Zum Lohn für ali Müeh hets für jedi vo üs e Blueme us dem Garte gäh.




Vor allem hei mir gwüsst: 
jetzt wird hier d’Chillgmeind San Nicolas 
Gmües für Bedürftigi apflanze. 
Wenn das chein Schatz isch! 

Einsch pro Monet chochet nämlich Freiwillige e warme und gsundi Mahlzyt für Bedürftigi, Betagti und Kranki. 

Und die Jugendlichi träget es denn 
nach em Gottesdienscht zu den Lüt. 
De Mahlzytedienscht ghört au zu üserem Projekt wo mir mitfinanziere.

Dasmal hei mir dörfe mitgoh.



Mir hei au no angers zämme gschaffet: Mir hei Hüsli vo äutere Lüt wieder in en wohnliche Zuestand bracht: auso putzt --- Wänd neu gstriche --- Wasserleitige agschlossse --- Liechtschalter montiert --- WC Schüssle installiert --- neue Matratze kauft --- Wänd isoliert und Löcher im Dach gflickt --- dermits nümm inne regnet.


Hüfig sys d’Seniorinne und Seniore in Kuba, wo unter de eifachschte oder sogar in arme Verhältnis lebe. D’Mehrheit vo de Seniore u Seniorinne uf Kuba het cheis regelmässigs Ykomme. Numme es Drittel vo ihne überchunnt soziali Leischtige und selbscht wenn:

a Renti vo 12-20 Sfr im Monet reicht chum zum Lebe. Wyl sich alti Mönsche in Kuba nüt Ersparts hei chönne zrucklegge, schaffe si so lang sie chöi. Aus Chlihändler oder irgendöppis uf em Schwarzmarkt. 

 








 







Der Señor hier zum Biespiel, wo Together 2014 s’Huus het renoviert, macht Bäsestil für Holzschrubber. Trotzdem sy facht aui im Alter agwiese uf fianzielli Unterstützig vo de Familie. Hüfig schickt en Verwandte Geld us em Usland. 
Oder uf d’Solidarität vo Nachbare. Oder wie i üserm Fall das soziale Engagement vo de Chille. Üsers Jugendprojekt mit Kuba chunnt Jugendliche und Seniore zguet.
 








 


























De Bsitzer vo dem Huus hier zum Biespiel het cheini Aghörigi. I sym Houzhüsli hets Dach u durch d’Wäng gregnet. Aber Houz isch tüür u fascht ne überzcho. 
2014 het Together mit Spanplatte d’Löcher gflickt und neui Stromleitige installiert.

Wyls fascht chei Houz gyt, fehlts au a Möble. Hier isch us Abfallhouz en Tisch entstande.






Wenn alleinstehendi Mönsche pflegebedürftig werde, bliebe sie trotzdem meischt uf sich gstellt. Hüfig fehlts a Sanitäryrichige. Wie bi Nene. Mir hei de Nene un ihrem Ma e neui Matratze kauft. En Schatz für die beidi, wyl de ma bettlägrig isch.

Mir hei e WC-Schüssle installiert, d’Chuchi mit de Wasserleitig verbunde und Schalter fürs Liecht montiert. Vorher sy numme losi Kable ummeghanget, wo mr jedes Mal vo Hand het müesse zämmehebe.

 
 
 
























Es isch berührend gsy, die Dankbarkeit z’erlebe.

Obglich es für die Lüt am Afang glaub scho es bizz schwierig isch gsy, üs Frömdi i ihres Huus zlah. Wyl es sy au beschämt, dass mir gseh, wie sie lebe.

Aber wenn sie gmerkt hei, wie unkomplizert und fröhlich das Schaffe zwüsche üs junge Lüt us Kuba und de Schwyz isch, denn hei sie au selber mitgholfe.

So isch am Endi immer meh entstande aus es gflickts Huus. Mir hei mitendand viel glachtet, gsunge oder üs gegesytig kubanische u schwyzerdütschi Wörtli bybracht.



Mängisch hei mir au de Chopf gschüttlet über kubanische Spontaneität oder kubanisches „Gentlemengehabe“.

Und sie über Schwyzerische Planig und „Chan ig selber“.


Aber grad über die kulturelle Unterschied lernt ebe au, dass mr Sache verschiede cha agho – und trotzdem sini Schätz im Acker findt.

D’Aline beziehigswys de Alex hei vom Schatz vo de Fründschaft und de Solidarität gredt.

De Jorge het no en angere Schatz bim Hüserenovieren gfunde.

Er het gsait: Mir Jugendliche in Kuba bruchet das Erlebnis, dass mir ned ohnmächtig de Verhältnis usglieferet sy, sondern dass mir selber öppis chöi ad Hand näh. Grad mir Junge! Üsers gmeinsame Projekt macht Muet, dra zgaube, dass mr öppis cha verändere.

Uf anderi Art isch für üs i de Schwyz die Ermuetigung genauso wertvoll.

Und jetzt singet mir Euch es vo dene Lied, wo mir zämme i Kuba gsunge hei. 



Fründschaft schön und guet. Mr cha sich ja trotzdem frage, obs ned meh würd bringe, wenn mir eifach Geld würd abbeschicke statt Flugtickets z’chaufe.

Mr chönnti ja viel meh Hüser renoviere, viel hüfiger Essen usträge!

D’Pfarrerin Maricela vo San Nicolas het üs uf die Frag mit ere Gschicht g’antwortet.


Es isch en Ma am Strand entlang spaziert und het Seesterne zruck is Wasser gworfe, demit sie ned ustrockne. Da isch en andere Ma derzue cho und het gsait:

„Das isch doch sinnlos! E Tropfe uf e heisse Stei!

Lueg wie vieli Seesterne da no am Strand ligget! Millione! Was machet die paari, wo du zruck is Wasser wirfsch, für en Unterschied?!“

Da het de erschte gsait: „Aber für die paari machs en grosse Unterschied“.



Wichtig isch üs a dem Projekt: Es isch chei eisitige Beziehig. Es isch ned so, dass mir abbegöh und helfet. Oder dass mir schaffet – und numme sie en Schatz derbi findet. Es isch au so, dass sie üs öppis gennt – und mir au en Richtum derby findet.


Nina und Lea


Mir sy selber nonig in Kuba gsy; mir werde s’nöchscht Mal, im Februar 2018 mitgoh.

Aber mir hei de Jorge scho chenneglehrt, wo er 2013 bi üs z’Solothurn isch gsy. 

Mir hei denn i de Stadtchille zämme Chinderchille gmacht. Und de Jorge het mit de Chind us Papier Blueme gfaltet, wo mir de Taufbaum dermit heri schmückt.


Oder hei zämme Cherze zoge – und de Jorge het das diheime in Kuba uf Kubanisch denn au ygführt.




Er het mit üs teilt, wie er s’Lebe die Schwyz erlebt und was ihm bi üs isch ufgfalle. Und das het üs öppis zum Nachdenke gäh.

Zum Biespiel die vieli Zyt wo mir ständig irgendöppis am Mache, Tue und hüfig Ummestresse sy. 
Und die Zyt, wo mir mit technische Grät, smartphone, Internet und Computer verbringe. Obglich er sich dringend en freie Zuegang zum Internet wünscht und selber Computeringeneur vo Bruef isch, findt er es schöner, e Rundi z’Fuess durchs Dorfe zmache.


Das hei au die angere verzellt, wo scho i Cuba sy gsy:

Wie d’Lüt in San Nicolas uf de Strass stöh und redet oder schnell hier mal chlopfe oder dert schnell en Café trinket. Sy hei meh Zyt fürenand – oder nemme sich die Zyt meh.

Aber sie säge au: mir hei z’viel Zyt u würdet lieber meh uf es Ziel chönne hierschaffe so wie ihr. Wahrschinle chönntet mir ihnen bi mängem es bizzli vo üs abgäh - und sie üs es bizzli vo sich gäh. Und mitenand würdet mir alli richer.



Mit em berühmteschte kubanische Lied schlöh mir zum Schluss de Boge zruck zum Glichnis vo Jesus: „Guantanamera, guajira gantanamera.“

Im Refrain es Liebeslied für – wörtlich – e Viehirtin us de Gegend vo Gantanamo. Auso im Oschte vo de Insle. I de Strophe singt das Lied Verse us de Versos Sencillos vom kubanische national-Dichter José Martí, wo führend im Unabhängigkeitskrieg gege Spanie isch gsy. Martí bringt i de Versos Sencillos da zu Usdruck, was er am End vo sim Lebe als das Wertvollste und Kostbarste aluegt.

Die für mich schönschti Strophe us dm Gedicht lutet so:

„Wenn man dir sagte, dass du aus allen Reichtümer und Schätzen dieser Erde, eines auswählen darft: das schönste, beste und wertvollste Juwel. Dann wähle ich – einen aufrichtigen Freund. Dann wählt ich für mich – die Liebe.




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